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»Aber hüte dich vor Fallen, Bruder, und vergiß nicht, daß ich
hinter dir stehe. Ich will nicht am gleichen Zufall sterben wie
Ryn.«
Erij nickte, verließ dann die Deckung, huschte in andere
Schatten. Vanye folgte ihm hurtig. Sie benutzten nicht den
Weg, der zur Burg führte, sondern hielten sich unterhalb der
Mauern und näherten sich in ihrem Schatten dem eigentlichen
Tor.
Runen waren in die Metallsäulen gehämmert worden, das
Tor selbst bestand aus Eisen und Holz, wie das Tor so mancher
normalen Festung; und als Erij Wechselbalg zog und das
schwarze Feld an den Mittelspalt hielt, hallte das Ächzen von
Metall durch die Nacht. Die Torflügel lösten sich aus ihren
Angeln, ebenfalls die Säulen, Steine polterten herab. Dichter
Staub hüllte sie ein, und als er sich verzog, war der Eingang zur
Hälfte mit Schutt versperrt.
Erij blickte nur einen Augenblick lang auf die Zerstörung,
die er angerichtet hatte, dann kletterte er über den Haufen und
erreichte das widerhallende Innere der Burg, in der ein Licht
brannte, das nicht von Flammen herrührte.
Vanye eilte ihm nach, schwitzend vor Angst, und ergriff
dabei einen nicht gerade kleinen Steinbrocken. Erij begann sich
zu ihm umzudrehen, doch schon knallte der Stein gegen seinen
Helm. Der Schlag reichte nicht aus. Erij stürzte zwar, blieb
aber bei Bewußtsein und hob die Klinge.
Vanye sah das Flimmern kommen, drehte sich zur Seite, trat
ihn gegen den Arm, daß Erij aufschrie. Das Schwert fiel zu
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Boden.
Er nahm es an sich und blickte auf seinen Bruder hinab,
dessen Gesicht vor Zorn und Angst verzerrt war. Erij
verfluchte ihn, bewußt und mit Vorbedacht, und ein kalter
Schauder lief Vanye über den Rücken.
Er nahm Erij die Scheide ab, der sich nicht wehrte. In
impulsivem Mitleid warf Vanye ihm sein Langschwert zu.
Pfeile schwirrten heran.
Er hörte das Geräusch der Bogensehnen, ehe er herumfuhr
und erkannte, daß die Schützen an der Treppe lauerten. In
seiner abwehrend erhobenen Hand bahnte Wechselbalg den
Pfeilen einen einfachen Weg ins Anderswo, und die beiden
Männer blieben unverletzt. Er kannte die Eigenschaften des
Schwerts besser, hatte Morgaine damit umgehen sehen und
konnte es besser nutzen als Erij. Erij wäre vermutlich von
einem Pfeil getroffen worden.
Und vielleicht begriff Erij diese Tatsache oder machte sich
zumindest klar, daß eine Fortsetzung ihrer privaten
Auseinandersetzung für beide tödlich sein konnte: jedenfalls
griff er nach dem Langschwert, ein zorniges Versprechen in
den Augen, stand auf und folgte Vanye, der die Initiative
ergriff.
Einen Mann von hinten zu töten, war eine Kleinigkeit, selbst
wenn das Opfer ein Kettenhemd trug; Erij brauchte aber mehr
als eine Hand, er riskierte alles damit.
Überwältigt von der fremdartigen Umgebung schlug sich
Vanye den Gedanken an Erij aus dem Kopf. Der Atem stockte
ihm, als er sich die Größe der Anlage klarmachte, als ihm die
Vielzahl der Türen und Treppen bewußt wurde. Morgaine hatte
ihn ahnungslos hierhergeschickt, und es blieb ihm nichts
anderes übrig, als jeden einzelnen Saal und jedes Versteck zu
überprüfen, bis er entweder das Gesuchte fand oder die Feinde
sich hinter ihn zu schleichen vermochten.
Doch nun begann Wechselbalg, das er vor sich hielt, heller
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zu glühen. Wenn er die Waffe hob, machte sich eine seltsame
Spannung im Drachenkopf bemerkbar, als hätte die Klinge
plötzlich zu leben begonnen.
Vorsichtig, dichtauf gefolgt von Erij, benutzte er eine Treppe
und stieg in das nächste Stockwerk hinauf.
Dort fand er einen Saal, der sich kaum von dem Raum in der
Etage darunter unterschied, bis auf eine Metalltür am einen
Ende, das Metall von der gleichen Art wie die Säulen der
Zauberfeuer. Wechselbalg begann plötzlich ein Geräusch
auszustoßen, ein durchdringendes Summen, das seinen Fingern
weh tat: je näher er der Tür kam, desto stärker wurde die
Erscheinung. Er lief auf das Tor zu in der Annahme, daß
Tempo der beste Schutz vor einem Hjemur-Angriff sein würde,
und verharrte verblüfft, als die riesige Tür ungehindert aufging
und ihn willkommen hieß.
Noch überraschter war er, als er Metall und Lichter vor sich
erblickte, die sich in die Ferne erstreckten, farbenfroh
schimmernd und mit der Energie der Feuer erglühend.
Wechselbalg vibrierte nun förmlich und begann seinen Arm zu
betäuben.
Das Feld, auf die eigene Energiequelle gerichtet, würde alle
Tore vernichten.
Das Vibrieren der entgegengesetzt gerichteten Kräfte zog
sich den Arm hinauf in sein Gehirn, bis er fast nicht mehr
wußte, ob das Jaulen der Klinge sich in der Luft abspielte oder
in seinen protestierenden Sinnen.
Er hob die Waffe, den Tod erwartend, und stellte fest, daß
der Zustand erst wieder schlimmer wurde, wenn er das Schwert
nach rechts richtete. Dort verstärkte sich der Schmerz.
»Vanye!« rief Erij und packte ihn an der Schulter. Nackte
Angst spiegelte sich auf dem Gesicht des Bruders.
»Dies ist der Weg«, sagte Vanye zu ihm. »Bleib hier, halte
mir den Rücken frei.« Aber Erij gehorchte nicht. Als Vanye
den Saal betrat, spürte er seinen Bruder dicht hinter sich.
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Er ahnte die Wahrheit: es widersprach Morgaines
umsichtiger Art, ihm allen Ernstes eine so wichtige Aufgabe zu
übertragen, ohne ihm exakte Anweisungen zu geben. Dazu
hatte kein Anlaß bestanden: das Schwert selbst führte ihn mit
seinen akustischen und Schmerzimpulsen. Nachdem er eine
Weile durch den schimmernden Korridor aus qualin-Werken
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